UNART im WASH

Im Mai 2012 entstand eine neue UNART Gruppe im frisch ausgebauten und renovierten Dachboden des Wulf-Alexander-Strauer Hauses: eine Handvoll Jugendlicher nahm den Raum in Beschlag, zunächst nur auf dem Boden sitzend, mit Farben und Zeichenmaterialien um eine große Papierfläche, auf der ein großes Bild entstand.

Später kamen Zeichenmaterialien und Sprühfarben dazu, Gipsbinden und Kartons, zwei Regale wurden gebaut, eine Malwand folgte...

Das erinnert an die Anfänge des Projekts, als 1984 KunststudentInnen der Düsseldorfer Akademie zusammen mit Ärzten und Mitarbeitern der Kinder und Jugendpsychiatrie der Rheinischen Universitätsklinik und jungen Patienten der Klinik ein Experiment mit offenem Ausgang begannen: gemeinsam und gleichberechtigt Kunst zu machen, nicht die Symptome, sondern die Probleme der Umsetzung einer Idee in den Mittelpunkt zu stellen.

Beim Kunstprojekt UNART wird abweichendes Verhalten als kreatives Potential verstanden und als Infragestellung etablierter Werte und Normen begriffen. Die UNART-Arbeit will neue Prozesse der Auseinandersetzung miteinander anstoßen.

Das Atelier

Das eigene Atelier  hat im UNART-Konzept eine besondere Bedeutung: es soll möglichst räumlich getrennt von der Klinik/ Institution sein, um den Wechsel von einem Ort zum anderen mit Neubeginn zu verbinden.

Das Atelier als Ort zwischen Kunst und Nichtkunst, zwischen Selbst und Objekt, zwischen Krankheit und Gesundheit, zwischen „artig“ und „unartig“. Im konkreten Fall ist das Atelier auch ein Rückzugsort für die Jugendlichen, wo die Betreuer höchstens kurz zu Besuch kommen und in dem sie ihre Arbeiten vertrauensvoll hinterlassen.

Die Künstler

Die Künstler kommen von  außen und sind nicht in Praxis und Rituale des pädagogisch-therapeutischen Konzepts des WASH eingebunden.  Ihre gesellschaftliche Rolle ist, wie die der psychiatrieerfahrenen Jugendlichen, marginal, aber im Gegensatz zu ihnen nicht stigmatisiert, sondern mystisch aufgeladen und gesellschaftlich sanktioniert.

Die Atelierarbeit

Gerade für  Jugendliche,  die auf der Suche nach Identifikationsbildern sind, kann der Kontakt mit „echten“ Künstlern deshalb faszinierend sein. Auf der Suche nach einem möglichen Platz in der Gesellschaft können die Jugendlichen hier im Atelier, wo sie ihre Verrücktheit als kreatives Potential erleben, eine Identitätsanleihe machen und sich vorstellen, dass sie aus ihrem Ist-Zustand heraus Künstler werden könnten.

Hier liegt eine ungeheure Ich-stärkung vor, die, verbunden mit Entspannung und Selbstakzeptanz, eine heilende Wirkung hat.

In diesem Sinne ist die Atelierarbeit therapeutisch effektiv, gerade weil nichttherapeutisch gearbeitet wird, man könnte von einer therapeutischen Intervention im Sinne Watzlawicks sprechen: „… und sind in der Tat arm, wenn wir nicht verrückt sind… ( frei nach Winnicott)“

UNART e.V. ist ein gemeinnütziger Verein.
Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Ulrike Kessl und Katja Gärtner 

(mit Auszügen aus „Saitenschreie bei „Unart“-Was ist Unart? Ein Kunstprojekt“,von D. Halfmann und J Höllmer in: Seitenwechsel, vom Bild zum Klang vom Hören zum Sehen, Essen, 2007)